Je nach Inhaltsstoffen einer Pflanze ist die Wahl des Auszugmittels sorgsam zu wählen, doch auch der Verwendungszweck ist dabei nicht unwichtig.

Hier beschreibe ich welche Herstellungsmethoden sich am besten für welche Inhaltsstoffe eignen und wie die Produkte hergestellt werden. Du kannst dies als Basisanleitung für sämtliche deiner Ideen verwenden.

Herstellungsmethoden für Wildkräuter

Hydrophile Herstellungsmethoden

Einige der sekundären Pflanzeninhaltsstoffe lassen sich gut in wässrigen Lösungen extrahieren. Diese nennt man hydrophil – also wasserliebend. Dazu gehören vor allem Schleimstoffe, Gerbstoffe und auch Bitterstoffe. Ich stelle dir hier einige der Möglichkeiten vor.

Wasser

Naheliegend ist es die Pflanzenteile mit Wasser aufzugießen. Hierbei unterscheidet man zwischen einem Kaltaufguss und einem Heißaufguss (Tee). Je nach Inhaltsstoffen bietet sich eine der beiden Methoden mehr an. Schleimstoffe werden durch Hitze zerstört, weshalb hier möglichst die kalte Methode gewählt werden sollte. Gerbstoffe und Bitterstoffe hingegen sind hitzestabil.

Kaltaufguss

Hierfür nimmst du möglichst kleingeschnittene Pflanzenteile -je größer die Oberfläche der Pflanze, desto besser lösen sich die Inhaltsstoffe – und gießt sie in einer Glaskaraffe mit Wasser auf. Ich nutze ganz normales Leitungswasser, aber das ist Geschmackssache. Dieses Gefäß lässt du dann über Nacht maximal bei Zimmertemperatur noch besser im Kühlschrank stehen. Am nächsten Morgen kannst du den Kaltaufguss durch ein Sieb abseihen oder einfach so zu dir nehmen.

Probier das mal mit Malven- oder Hibiskusblüte… das gibt eine schöne Farbüberraschung!

Heißaufguss

Die Zubereitung gleicht einem ganz normalen Kräutertee. Fülle das Kraut in ein geeignetes Gefäß und übergieße es mit heißem Wasser. Man sagt für eine Tasse werden 1 TL getrocknetes oder 2 TL frisches Kraut benutzt. Lasse das ganze ziehen – bis zu 10 Minuten. Bedenke, dass das Getränk mit der Zeit stärker wird. Du hast das bestimmt schon einmal gemerkt, wenn du vergessen hast bei schwarzem oder grünem Tee den Beutel zu entfernen. Dann kommen die Gerbstoffe richtig stark zur Geltung und man verzieht eher mal das Gesicht.

Alkohol

Gegenüber dem Wasser als Extraktionsmittel ist ein Auszug mit Alkohol weitaus länger haltbar. Die Tinktur ist der klassische Kaltauszug. Sie wird häufig verwendet, da sie quasi ewig haltbar ist. Eine andere Verarbeitung ist der Auszug in Wein – weniger lange haltbar, aber ein wahrer Genuss!

Tinktur

Bei dieser Verarbeitungsart wird ausschließlich kalt gearbeitet, durch die Hitze würde der Alkohol schnell verdampfen. Besonders geeignet ist die Herstellung eines sogenannten Bitter-Elixiers. Ich liebe es Bitterstoffe mittels einer Tinktur auszuziehen und je nach Bedarf zu mir zu nehmen. Sie unterstützt den Verdauungsprozess sofort und ist für mich ein wahres Wundermittel.

Eine Tinktur herzustellen ist sehr einfach. Genau wie beim Wasser nimmst du zerkleinertes Kraut (Blüten, Blätter, Wurzel) und gibst sie in ein Gefäß. Bei getrocknetem Kraut fülle es bis zu 1/3, bei frischen Kraut zur Hälfte. Bedecke es anschließend vollständig mit dem gewählten Alkohol. Für Blätter und Blüten reicht ein Alkoholgehalt von 32%, bei Wurzel und Rinde sollten es mehr sein oder du lässt viel länger ziehen. Generell reicht eine Ziehzeit von ca. 1 Monat aus. Stelle die Tinktur dabei an einen dunklen und kühlen Ort und schüttle sie mehrfach währenddessen. Du wirst feststellen, dass die Flüssigkeit mit der Zeit immer dunkler wird. Vor der Verwendung kannst du die Feststoffe durch ein Sieb abseihen oder drin lassen. Ich behalte sie ganz gern in dem Gefäß, da sie auch nach längerer Zeit noch Inhaltsstoffe an die Flüssigkeit abgeben.

Wein

Ich nenne diese Verarbeitung gern Kräuterwein oder Heilwein. Bereits mit weniger hochprozentigem Alkohol lassen sich hervorragende Heil- und Genussmittel fabrizieren. Bei Wein gibt es generell drei Varianten: Kaltauszug, Warmauszug oder Heißauszug. Die gewählte Variante hat Auswirkung auf die Länge der Haltbarkeit des Endprodukts.

Für alle drei Methoden ist es wichtig, die Flasche vorab zu säubern, die Kräuter evtl. zu waschen und kleinzuschneiden.

Kaltauszug

Hierfür wird die Flasche zur Hälfte mit zerschnittenen Kräutern gefüllt. Nutze am besten getrocknetes Kraut, da bei dieser Herstellung die Schimmelgefahr am höchsten ist. Übergieße es mit dem gewählten Wein, verschließe die Flasche und lasse sie 2 bis 3 Wochen lang ziehen. Auch hierbei tägliches Schütteln nicht vergessen! Anschließend filterst du die Feststoffe über ein feines Sieb heraus und füllst den fertigen Wein in eine sterile Flasche. Kühl gelagert solltest du ihn innerhalb von ein paar Tagen verbrauchen.

Warmauszug

Der Wein wird in einem Topf auf 50°C erwärmt. Nutze hierfür am besten ein Glasthermometer, damit die Flüssigkeit nicht zu heiß wird. Bedenke, dass bei Hitze der Alkohol als erstes verdampft und somit auch das Konservierungsmittel. Fülle nun die kleingeschnittenen Kräuter in die Flasche und übergieße sie bis zum Rand mit dem warmen Wein. Verschließe die Flasche direkt und lasse sie im Schatten 2 bis 14 Tage bei Zimmertemperatur stehen. Währenddessen solltest du die Flasche täglich schütteln. Nach der Ziehzeit seihe den Wein durch ein dichtes Sieb oder einen Filter ab. Das ist wichtig, damit der fertige Wein sich noch eine Weile hält! Stelle den Heilwein kalt, er sollte so mehrere Wochen haltbar sein.

Heißauszug

Wie der Name bereits vermuten lässt, wird bei der Herstellung mit mehr Hitze gearbeitet. Der Wein wird mit dem Kraut zusammen in einem Topf auf dem Herd zum kochen gebracht. Beachte, dass hierbei reichlich Flüssigkeit verdampfen kann, weshalb du mehr Wein nutzen solltest, als du später benötigst. Lasse das Ganze 10 Minuten köcheln. Schäume anschließend den Wein durch ein feines Sieb / Filter / Tuch ab und fülle ihn in eine sterile Flasche. Diese Methode verspricht die längste Haltbarkeit aufgrund der genutzten Hitze, allerdings gehen hier auch die meisten Inhaltsstoffe verloren.

Essig

Die Säure des Essigs ist ein altbewährtes Extraktionsmittel. Allein, wenn du Kräuter in ein Glas Apfelsaft gibst und diese über Nacht stehen lässt, gehen einige der Pflanzeninhaltsstoffe bereits in die Flüssigkeit über. Nimmst du stattdessen Apfelessig ist diese Wirkung noch intensiver. Stelle dir ganz einfach einen eigenen Kräuteressig her – je länger du ihn ziehen lässt, desto mehr Inhaltsstoffe gehen über. Du kannst ihn anschließend für Salatdressings verwenden, mit Wasser verdünnt trinken oder auch als saure Rinse für deine Haare in der Dusche verwenden.

Honig

Der hohe Anteil von Propolis im Honig hat eine unglaublich starke Heilwirkung und die Rezeptur bleibt auch ohne zusätzliche Konservierungsstoffe haltbar. Dennoch sollten wir achtsam mit dem kostbaren Erzeugnis der Bienen umgehen. In einem Leben erzeugt eine Biene knapp einen gestrichenen Teelöffel. Für die Hausapotheke ein wunderbares Mittelchen: Ich habe immer etwas Honig mit darin eingelegtem Knoblauch und Thymian im Haus, wenn die Erkältungszeit los geht. Und auch meine Hühner bekommen einen Thymian-Tee mit Honig, wenn sie niesen oder Abgeschlagenheit zeigen.

Oxymel

Deine tägliche Dosis Wildkräuter. Der kraftvolle Geschmack unkultivierter Natur. Als Morgenroutine, Erfrischung beim Sport oder zwischendurch.

Oxymel [Oxy = Sauer; Mel = Honig] ist eine überlieferte Tinktur aus rohem Honig, naturtrübem Apfelessig und einer Auswahl heimischer Wildkräuter. Durch die hohe Extraktionskraft der Grundzutaten sind im Oxymel die wertvollen pflanzlichen Inhaltsstoffe konserviert.

Die Tinktur wird in einem schonenden Verfahren über Wochen gerührt und dabei niemals erhitzt. So bleiben alle wertvollen Inhaltstoffe erhalten. Für den echten Geschmack der heimischen Natur.

Honig und Apfelessig extrahieren die Inhaltsstoffe aus den Kräutern und bewahren sie über Jahre. So können die Kräuter ohne Zusatzstoffe und industrielle Verarbeitung genossen werden. Und das mit dem erfrischenden Geschmack einer Kräuterlimonade.

Quelle: kruut

Für die Herstellung benötigst du ein desinfiziertes Glas mit Deckel, Wildkräuter deiner Wahl, Apfelessig und Honig. Fülle die Hälfte des Glasen mit frischen klein geschnittenen Kräutern. Gebe in etwa 1 Esslöffel Honig hinzu und gieße die Mixtur mit Apfelessig bis zum Rand auf. Lasse das Oxymel dann einen Monat lang dunkel ziehen und schüttele das Glas dabei täglich. Anschließend kannst du es abseihen und dunkel lagern. Das fertige Oxymel ist mindestens 1 Jahr haltbar.

Lipophile Herstellungsmethoden

Solltest du es auf die wohl duftenden ätherischen Öle einer Wildpflanze abgesehen haben, wähle ein öliges Auszugsmittel. Diese öllöslichen Inhaltsstoffe nennt man lipophil, was so viel bedeutet wie fettliebend.

Öl

Für die Ölmazeration gibt es mehrere Herangehensweisen. Hierbei kannst du wählen, ob du die Öle kalt oder warm ansetzt. Es gilt – je wärmer desto haltbarer, da die Gefahr von Schimmel verringert wird. Wählst du jedoch die schonendere Kaltmethode bleiben die meisten Inhaltsstoffe unverändert erhalten und das Öl ist wirkungsvoller und gesünder.

Das hergestellte Kräuteröl ist mindestens so lang haltbar, wie das Mindesthaltbarkeitsdatum des gewählten Basisöls.

Kaltansatz (Mazerat)

Wähle für diese Methode unbedingt getrocknete Kräuter und reinige deine Materialien vorab mit hochprozentigem Alkohol gründlich. Das verringert das Risiko der Schimmelbildung.

Gebe zunächst die trockenen Pflanzenteile zu etwas über der Hälfe in ein Schraubglas. Übergieße die Kräuter mit deinem gewählten Basisöl – achte darauf, dass wirklich alle Pflanzenteile vollständig bedeckt werden. Verschließe und beschrifte das Glas und lasse es bei Zimmertemperatur ohne direkte Sonneneinstrahlung etwa 1 Monat lang ziehen. Dabei solltest du täglich schütteln, damit sich die Wirkstoffe besser lösen und der Schimmelbildung zuvor gekommen wird.

Nach der Ziehzeit seihst du die Pflanzenteile durch ein feines Sieb oder einen Filter ab und füllst das fertige Mazerat in eine dunkle Flasche (Braunglas) ab. Lagere das Öl kühl und lichtgeschützt.

Tipp: Wenn du ein paar Tropfen Vitamin-E Öl hinzugibst, verlängert dies die Haltbarkeit deines Öls. Du bekommst es zum Beispiel als Gelkapseln, die du mit einer Nadel aufstechen und anschließend ausdrücken kannst.

Warmansatz

Erwärme das Öl für diese Herstellungsvariante in einem Wasserbad. Gebe das Basisöl und die Pflanzenteile in ein hitzebeständiges Glas und stelle es in einen Topf, der mit ein wenig Wasser gefüllt ist. Benutze ein Glasthermometer um das Öl auf maximal 60° C zu erwärmen. Lasse das Öl nun etwa 2 Stunden bei 50 bis 60° C ziehen und anschließend abkühlen. Ist das Öl bei Zimmertemperatur angekommen, kannst du es in ein steriles Glas abfüllen und verschließen. Lass es am besten noch ein paar Tage nachreifen. Danach seihst du es wie oben beschrieben ab und füllst es in eine dunkle Flasche ab. Lagere das Öl kühl und lichtgeschützt.

Hinweis: Bei dieser Methode gehen eine Menge Inhaltsstoffe und ätherische Öle verloren.

Destillation

Bei der Destillation wird mithilfe von Hitze Wasserdampf durch frische Pflanzenteile geleitet und anschließend abgekühlt. Dabei nimmt der Wasserdampf die flüchtigen Inhaltsstoffe wie ätherische Öle mit sich. Bei der Abkühlung kondensiert das Gemisch an der Innenwand der Destille und läuft seitlich herab in einem Auffangbehälter. Dieses Ergebnis ist ein Hydrolat mit Anteilen an ätherischem Öl.

Lässt man das Gemisch nun eine Weile stehen, trennen sich die ätherischen Öle von dem Hydrolat, da es oben auf der Wasseroberfläche schwimmt. Dies kann nun mit einer Pipette abgezogen werden.

Beide Teile – das ätherische Öl und das Hydrolat – können je nach Einsatzgebiet verwendet werden.

Weitere Verarbeitung

Spray

Fülle ein Fläschchen mit Alkohol und Wasser je zur Hälfte. Achte darauf, dass noch ein wenig Platz für die ätherischen Öle übrigbleibt. Anschließend tropfe die gewählten Öle deines Duftsprays in die Flasche und verschließe sie fix. Vor dem Sprühen solltest du stets schütteln, da sich die Inhaltsstoffe nach einiger Zeit voneinander trennen. Dunkel gelagert ist das Spray mehrere Monate haltbar.

Salbe / Balsam

Die Basis einer Salbe ist ein fertiger Öl-Auszug. Für eine angenehme Konsistenz nutze ich gern Bienenwachs (Schmelzpunkt etwas über 60°C). Dies lässt du langsam erwärmen, bis es sich komplett verflüssigt hat. Dann vermengst du das fertige Öl damit. Ist alles eins  geworden, gieße es in einen flachen Tiegel ab und lasse es mit offenem Deckel erkalten. Dies vermeidet Schimmelgefahr durch Verdunstungsfeuchtigkeit am Deckel. Sobald sich eine feine Haut an der Oberfläche gebildet hat, könntest du noch zusätzlich ein paar ätherische Öle hineingeben und vorsichtig verrühren.

Creme

Für eine Creme brauchst du eine Fett- und eine Wasserphase. Mithilfe eines Emulgators ist es bei der Herstellung möglich sie zu einer gemeinsamen Masse zu verbinden. Stelle zwei hitzebeständige Gläser in ein Wasserbad auf den Herd. In eines gibst du deine Fettphase (z.B. eine Salbe) und in die andere die Wasserphase (z.B. Hydrolate oder Tinktur) mit dem Emulgator (z.B. Lecithin oder Pektin). Hast du die Fettphase verflüssigt und beides auf dieselbe Temperatur erwärmt, gieße langsam die Wasserphase in die Fettphase.

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